Gesprengter Luftschutzturm Bahnhof Sande in Sande

Vielen Dank an Herrn Peter Raddatz für die Unterstützung und Bereitstellung von Bildmaterial für diese Rubrik!

Wir danken Herrn Kittel vom Deutschen Alpenverein / Sektion Wilhelmshaven für die freundliche Ermöglichung der Begehung!

Der Bunker soll zwischen 1947 und 1951 in drei Etappen gesprengt worden sein. Die Etappen lagen wohl zeitnah beieinander. Wann er genau gesprengt wurde (Hauptsprengung), ist noch unklar. Die Tiefe des im Bunker vorhanden gewesenen Brunnens betrug sehr wahrscheinlich 176 Meter. Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss soll nur für Soldaten (und Flakhelfer?) freigegeben gewesen sein. Die restlichen vier Ebenen standen den Reichsbahnbediensteten und Reisenden, sowie der Zivilbevölkerung offen. Das Bauunternehmen Möller war mit der Errichtung im Kriege beauftragt worden.

Die erste Sprengung war eine Wassersprengung. - Der Turm wurde zur Erhöhung der Detonationswirkung mit Wasser vollgepumpt. Man hatte jedoch ein Rohr der Toilettenspülung übersehen, woraufhin ein nicht unerheblicher Teil des Wassers vor Sprengauslösung in Richtung Bahnhof entwich und dort circa 50 Meter vom Turm entfernt wieder austrat. Der LS-Turm sackte dadurch während der Detonation lediglich in Schräglage. Danach - aufgrund Hinweisen - erfolgten wohl weitere zwei Sprengungen (Sprengversuche), blieben aber ebenfalls ohne den gewünschten Erfolg. Deshalb sah man von weiteren Maßnahmen ab. Mittlerweile befindet sich der Turm in wohl konstanten 18 Grad Schräglage. Ob er nach der Sprengung, bzw. den Sprengungen in den frühen Jahrzehnten noch nachsackte, ist unklar.

Bezüglich des fehlenden Westsplitterschutzvorbaues sind zwei Szenarios denkbar: Entweder wurde er vor den Sprengaktionen bereits entfernt, weil der Turm in die Richtung kippen sollte (siehe dazu auch Sprengung LS-Turm Wilhelmshaven / Mühlenstraße aus gleicher Bauserie), oder aber der Vorbau wurde erst durch die eigentlichen Sprengaktionen zerstört, eventuell durch die Neigung des Turmes dann weggedrückt, bzw. Teile wurden auf die nahe Straße katapultiert und dann logischerweise entfernt. Auch denkbar ist, dass Teilbereiche des Vorbaues noch immer unter Erdgleiche gedrückt / zusammen mit den dort anliegenden Zerschellerplattenbereichen existieren könnten.

Der sechsgeschossige LS-Turm, welcher durch die Reichsbahndirektion Münster nach Plänen der bekannten Wilhelmshavener - bis auf eine zusätzliche Ebene so gut wie bauartgleichen - LS-Turmserie in Auftrag gegeben wurde, befindet sich seit der Sprengung nach dem Krieg in ungefähr 18 Grad Schieflage. Deswegen ist eine Begehung ein besonderes Erlebnis. Läuft man im Treppenhaus eigentlich hinauf, kann es sein, dass man in Wirklichkeit nach unten geht. Läuft man nach unten, so geht man nicht selten in Wirklichkeit nach oben...

Personen mit Kreislaufproblemen wird von einer Begehung abgeraten.

1945

Der noch heute diesem Zweck dienende Feuerlöschteich aus dem Zweiten Weltkrieg direkt östlich an der Zerschellerplatte des LS-Turmes.

Nur der östliche Splitterschutzvorbau ist erhalten geblieben...

Die Zerschellerplatte...

Bohrkerne aus der Zerschellerplatte. Diese wurden vor einiger Zeit für Mastfundamente des Vereines herausgetrennt...

In einem kleinen seitlichen Innenraum, welcher während der Herrichtung vom Alpenverein, dem der Bunker seit 1984 gehört, geschaffen wurde. Schon hier ist die Schräglage erkennbar:

Der Weg durch den Splitterschutzvorbau zum Haupteingang:

Im LS-Turm / begehbarer Hauptbereich:

Im fast vollkommen zusammengedrückten und unter Trümmerschutt begrabenen Erdgeschoss. Die Haupträume des ersten, zweiten und dritten Obergeschosses sind zerstört:

Nach oben:

Im fünften Obergeschoss / Ebene 6:

Dieses Bild verdeutlicht die Schräglage des Turmes...

Die beiden Zugänge zum seitlich an den Bunker angesetzten Lüftungsturm...

Die Hauptlüftungsschachtführung, sie verlief durch alle Geschosse...

Die Lüftungsschächte des obersten Geschosses von innen in einem kleinen Druckprelltunnel oberhalb des Treppenhausganges. An den Enden des Lüftungsschachtbereiches waren Drucktüren mit Schleusen angebracht, da die Schächte selbst nicht über Schutzklappen verfügten. Dies erklärt, warum die Schächte bei dieser Bauserie nur im Halbrund angefertigt worden sind und nicht vollkommen die ganze Ebene umlaufend. Am Ende des Halbrundes sind jeweils die Schutztüren gewesen, welche im Falle eines Angriffes geschlossen wurden...

Im vierten Obergeschoss / Ebene 5:

Dieses Notausgangsschild wurde im Lot angebracht. Die Schräglage des Turmes ist gut erkennbar...

So steht man im Lot...

Immer noch im Lot, der Aufnahmewinkel wurde nur der Schräglage des Bunkers angeglichen...

Wieder in den unteren, zerstörten Ebenen:

Wieder im Freien musste man sich erst einmal wieder "sammeln", da man völlig den normalen Gleichgewichtssinn verloren hatte...

Am 9. Juni 2007 fand der diesjährige Tag der offenen Tür mit Klettercup auf dem Gelände statt. Auch Bunkerführungen wurden angeboten. Diese können (für Personen mit gutem Kreislauf) nur empfohlen werden. Wir waren auch wieder vor Ort.

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